
Ick freu mir. Ich werde hier ein Tourenbuch führen und versuchen abends über den jeweiligen Tourentag zu berichten - wenn es mal spät wird, dann kann dieser Tourenbericht vielleicht auch mal mit einem Tag Verspätung kommen.

Ich fahre übrigens alleine - aus Überzeugung. Die Möglichkeit in einer Gruppe oder mit einem Partner zu fahren, war in den letzten Jahren immer wieder da, aber ich schätze meine Unabhängigkeit. Ich entscheide ob ich locker cruise oder ordentlich am Gashahn drehe, wo und wie lange ich Pause mache, welche Route ich nehme, ob ich den Tag vielleicht verkürze oder gar verlängere - ich muss niemanden fragen oder auf niemanden warten. Der einzige Mensch den ich mir da neben mir vorstellen kann, ist meine Frau - die konnte ich leider noch nicht davon überzeugen wieder aufs Motorrad zu steigen. Sie unterstützt mich von zu Hause aus, gönnt mir meine Zeit, obwohl sie sich natürlich Sorgen macht, und hält mir den Rücken frei - Dankeschön dafür.
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Die heutige Tour hat lediglich ihren Zweck erfüllt. Viel Bundesstraßen, zwei kurze Autobahnpassagen, ein paar Landstraßen. So ging es über Hengelo, Nordhorn, Cloppenburg, Rotenburg/Wümme und Buchholz in der Nordheide nach Hamburg. Zwei größere Baustellen auf der B75 haben mich zu zwei Unwegen gezwungen. Gott sei Dank hatte ich mir einen großzügigen Zeitpuffer eingebaut.
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Durch Berwang ging es hinein ins Namlostal mit einer Premiere: 2020 und 21 Regen, heute durfte ich diese tolle Strecke endlich bei gutem Wetter fahren - ein Genuss. Nach dem Lechtal wartete das Hahntennjoch, dass ich immer wieder gerne fahre. Für die GS war es erste Pass - man fragt sich, was zuerst da war: Die GS oder die Alpen - jedenfalls ist dieses Motorrad hier in seinem Element.
In Imst noch ein paar Liter getankt und dann bot die Piller Höhe noch einmal richtig Fahrspaß. Nach fast 229 Kilometern habe ich die GamS in der Garage des Hotel Post in Prutz abgestellt. Hier bleibe ich jetzt bis Samstag und fahre verschiedene Etappen. Für morgen habe ich die Kaunertaler und Ötztaler Gletscherstraße geplant.


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Durch das Ötztal ging es nach Sölden, und dann hoch auf die Ötztaler Gletscherstraße - nicht so spektakulär wie die Kaunertaler Gletscherstraße, aber allemal lohnenswert ob der sagenhaften Hochgebirgswelt am höchsten Straßenpunkt Europas beim Tiefenbachferner.



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der Fahrradverkehr beschränkte sich auf das erste Viertel, danach war flüssiges Fahren möglich, zudem sich auch der Autoverkehr in Grenzen hielt. Um 09:30 Uhr habe ich die GamS an der Passhöhe auf den Ständer gestellt, vollgepumpt mit Adrenalin, aber happy.




paar Kilometer weiter am Lago die Livigno folgte Lunchtime Teil 2.
Die Fahrt durchs Val Müstair war landschaftlich schön, aber zum Fahren eher langweilig. Die Norbertshöhe bot dafür nochmal ein paar nette Kehren. Nach einem Eis und Espresso in Nauders war Ausrollen bis Prutz angesagt. Hier habe ich die Triple Black nach 270 Kilometern abgestellt und genieße jetzt den Abend.
Morgen geht’s über den Flüelapass, Albulapass, Ofenpass und Umbrailpass wieder aufs Stilfser Joch und dann runter nach Prad und über den Reschenpass zurück.
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Ein paar Minuten später stand ich wieder am Stelvio, wo ich nur kurz Pause gemacht habe, weil mir der Rummel echt zuviel war. Also wieder ab in den Sattel und die 48 Kehren nach unten genommen. Irgendwo auf der Abfahrt ins Tal habe ich den Tacho auf 10.000 Kilometer gedreht - nicht schlecht seit dem 14. März, ich habe jeden Kilometer genossen bislang.


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Weiter ging es hoch zur Bieler Höhe und dann die tollen Kehren runter ins Montafon - jetzt war ich richtig wach. Nach einem Kaffee in Schruns ging es über Bartholomä nach Bludenz und dann nach Rankweil. Dieses Stück bin ich allerdings nicht durchs Tal sondern Dank kurviger. de und Basecamp auf der L73 hoch über dem Tal über Dünserberg und Übersaxen. Das hat echt Spaß gemacht.
Hinter Rankweil ging es hoch zum Furkajoch, nach einer Trinkpause runter ins Tal und direkt wieder hoch auf den Hochtannbergpass. Über Lech ging es hoch zum Flexenpass,


Verlegung nach Levico. Leider sind für die nächsten Tage immer wieder Gewitter im Angebot - hoffen wir mal, dass es mich nicht oder nicht so oft und heftig trifft. Und wenn, dann kommt eben das Regenzeug zum Einsatz - dafür habe ich es schließlich im Topcase.


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Hoch ging es Richtung Timmelsjoch, weiter unten noch in den Wolken, war es oben schön frei - über den Wolken ist die Freiheit eben grenzenlos. Um halb zehn stand ich oben an der Passhöhe, zwischendurch kam sogar die Sonne durch. Nach den obligatorischen Fotos ging es talwärts nach St. Leonhard im Passeier und direkt hoch auf den Jaufenpass - der hat richtig Spaß gemacht. Im vergangenen Jahr war ich den Jaufenpass umgekehrt gefahren - so wie heute gefällt er mir besser.

Auf der Passhöhe ein Brötchen und einen Kaffee und weiter ging's - Richtung Sterzing und Richtung Regen. Der erwischte mich beim Anstieg zum Penser Joch und begleitete mich mal mehr und mal weniger bis Bozen. Nach der wochenlangen Trockenheit waren die Straßen ziemlich rutschig, der Weg ins Tal war kein Vergnügen.


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Dienstag, 30. August 2022 - 9. Etappe: Wenn man am Ende eines Tages sagen darf "Danke dafür, dass ich diesen Tag gehabt habe" dann ist damit doch alles gesagt. Es war ein verdammt guter Tag, mit Eindrücken von denen ich noch lange, lange zehren werde.
Geweckt worden war ich heute Morgen nicht durch den Wecker, sondern vom Donner. Gewitter und Regen, Strich durch die Tagesplanung. Wetter-App gecheckt, Frühstück eine Stunde später, Aufbruch gegen neun Uhr. Der Plan Gardasee mit Monte Baldo wäre da mit gut 350 Kilometern zu ambitioniert. Zudem die Vorhersage für die Gebiete südlich von Levico auch deutlich riskanter war. Also umgeplant.


Um neun Uhr lief der Boxer, das erste Etappenziel war der Manghen-Pass. Wow, ein wirklich schöner Pass. Eine tolle enge Straße, schön zu fahren und landschaftlich herrlich. Pause auf der Passhöhe, runter ins Tal und ab auf die "Strada Statale Dolomiti". Da konnte ich Tempo machen und war zügig in Canazei, wo das Vergnügen begann: Die Sella-Ronda. Als Genussfahrer genieße ich nicht nur das Fahren, sondern auch diese fantastische Landschaft - und da ist die Sella-Ronda ein Traum. Ich fahre sie gerne, und werde sie mit Sicherheit wieder fahren.


Flüssig ging es von Pass zu Pass: Pordoijoch, Passo Campolongo, Grödnerjoch und Sellajoch - immer mit kurzen Fotostopps, nach denen ich mich kaum losreißen konnte, angesichts dieser wunderschönen Panoramen. Irgendwann dann aber doch auf die Strada Statale Dolomiti zurück nach Süden, die letzten 40 Kilometer nochmal in die Berge und den Passo Redebus mitgenommen.
Nach knapp 265 Kilometern steht die GamS jetzt in der Tiefgarage. Morgen breche ich meine Zelte hier ab und verlege nach Kärnten, Kötschach-Mauthen, auf die Gailberghöhe. Ich freue mich auf die Gastfreundschaft der Familie Buzzi und auf tolle Touren im Dreiländereck Österreich, Italien, Slowenien.

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Mittwoch, 31. August 2022 - 10. Etappe: Wie sagt meine Frau immer: "Wenn Engel reisen." Was waren das für Wetterprognosen gestern, für meine Tour von Levico nach Kärnten. Alles sah danach aus, als müsse ich heute den ganzen Tag das Regenzeug tragen - es blieb im Topcase. Ein kurzer Schauer im Defereggental, und ansonsten ein netter Sonne-Wolken-Mix. Perfekt.
Wegen der Prognose habe ich jedoch meine Route angepasst und bin so die ersten gut zwei Stunden den Straßen von gestern gefolgt. Nach dem Frühstück und dem auschecken im Hotel ging es gegen 8:40 Uhr los Richtung Manghen-Pass. Um diese Zeit war ich fast alleine unterwegs und stand um halb zehn auf der Passhöhe.



Ein paar Fotos später ging es wieder talwärts und auf der Strada Statale delle Dolomiti Richtung Sella-Massiv. In Canazei gab es einen Espresso und dann ging's hoch aufs Sellajoch und anschließend auf das Grödnerjoch. Es kam mir vor, als sei ich erst gestern dagewesen 😉.
Runter ins Tal, an einem Supermarkt kurz Verpflegung gekauft und hoch auf den Furkelpass. Oben wollte ich eigentlich eine Pause machen, aber dann habe ich mein Navi gecheckt und festgestellt, dass ich, wenn ich durchfahre, die Ampel zum Staller Sattel vor 14:45 Uhr erwische. Also weiter, pünktlich an der Ampel und zusammen mit vier weiteren Bikes vor den Autos hoch. Das hat Spaß gemacht - der Staller Sattel und ich hatten noch eine Rechnung offen, nachdem ich ihn im vergangenen Jahr in einem fürchterlichen Gewitter fahren musste.


Oben auf der Passhöhe dann eine ausgiebige Pause und gut gestärkt durch das Defereggental, wo mich der Schauer des Tages erwischt hat - so kurz und leicht, dass ich das Regenzeug im Topcase gelassen habe. Der Rest war Gas geben auf der Bundesstraße, fluchen über den Berufsverkehr in Lienz und schließlich Grinsen über die Kehren zum Gailbergsattel hoch.
Hier steht die Schwarze GamS jetzt in der Buzzi-Garage. Die Gailberghöhe, das ist für mich wie nach Hause kommen. Hier wirst Du als guter Freund begrüßt, hier fühlt man sich vom ersten Moment an wohl, hier freue ich mich auf die nächsten Tage.
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Danach folgte der Mittelpunkt der Tour, der Passo Rest. Ein toller Pass, dessen Kehren auf der Südseite dem Stilfser Joch in nichts nachstehen - aber weil es eben nicht der große Name ist, hatte ich ihn fast für mich alleine. Wow, der hat Spaß gemacht. Runter ins Tal, in Ampezzo getankt und Regenzeug angezogen, und dann leider im Regen auf den Passo Pura. Hinter der Passhöhe hörte es bald wieder auf, um nach einer Pause am Lago di Sauris zeitweise wieder anzufangen.



Hinter Kötschach-Mauthen noch den Gailberg hoch und die GamS in der Buzzi-Garage abgestellt. Für morgen steht Slowenien auf dem Programm: Der Vrsic-Sattel, das Soca-Tal und natürlich die Mangartstraße. Alles bekannt, aber immer wieder schön - ich freu mich drauf.
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Zurück im Tal ging es über die Grenze, bei einem Fotostopp in Innichen ein nettes Gespräch mit einem Carabinieri und weiter ging es nach Toblach. Hinter Toblach hoch Richtung Misurina, und kurz vor der Passhöhe links auf die Zinnenstraße - aber dank eines Tipps hier bei Facebook nur bis zum Lago Antorno: 22 Euro Maut (!!!) gespart und stattdessen zwei Euro für einen Espresso und bei strahlendem Sonnenschein die berühmten Drei Zinnen bewundert. Danke für den guten Tipp.


Über den Misurina ging es hoch auf den Passo Tre Croci, runter nach Cortina d'Ampezzo und dann hoch auf denn Passo Giau. Gestern kommentierte hier bei Facebook jemand "du wirst ihn lieben" - ich korrigiere in "du MUSST ihn lieben". Ein toller Pass: Toll zu fahren und das Panorama oben auf der Passhöhe ein Traum. Dieser Pass hat Suchpotential, und ich werde ihn garantiert wieder fahren, irgendwann, vielleicht nächstes Jahr.
Oben ein nettes Gespräch mit einem Pärchen (Kennzeichen 'WUN') gehabt. Sie hat sich regelrecht entschuldigt dafür, weil sie meinte mich aufgehalten zu haben, weil sie sehr vorsichtig hoch auf den Giau gefahren ist.
Nein, sie hat mich nicht aufgehalten. Ich hätte überholen können, wollte aber nicht, weil auch ich den Pass nicht kannte, und zunächst vor jedem neuen Pass gehörigen Respekt habe. Genau das habe ich ihr gesagt, und darüber hat sie sich gefreut. Wer schneller ist, darf gerne überholen - ich fahre so, dass ich mich sicher und wohl fühle dabei. Und das hat die nette Kollegin vernünftigerweise auch getan - die Linke zum Gruß.


Hinter Innichen eine falsche Entscheidung gefällt und durch das Lesachtal Richtung Kötschach-Mauthen gefahren. Oh man, diese Straße verdient so schon den Namen "Straße" nicht, im nun immer stärker werdenden Regen waren diese gut 40 Kilometer nicht Vergnügungssteuerpflichtig - die 20 Minuten die ich an einer Baustellenampel in Maria Luggau warten musste, fielen da kaum noch ins Gewicht.


Jetzt steht die GamS wieder in der Garage auf der Gailberghöhe, die Sachen trocknen und gleich gibt es lecker Abendessen. Da bleibt von diesem Tag vor allem eines: Die Dankbarkeit dafür, dass ich den Passo Giau kennenlernen durfte und einen weiteren Tag Un- und Umfallfrei gefahren bin.
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Nach den obligatorischen Fotos geht's wieder ins Tal zurück - dieses Mal warte ich knappe zehn Minuten bei Rot, und steuer von Gmünd schließlich wieder Richtung Norden. In Kremsbrücke geht's Richtung Innerkrems bis ich schließlich an der nächsten Mautstelle stehe - die Nockalmstraße wartet. Ich mag diese Straße, schöne Kurven und Kehren und eine wunderschöne Landschaft. Diese Maut ist gut angelegt.


Über die Ebene Reichenau verlasse ich die Nockalmstraße und nehme Kurs Millstätter See. In Döbriach halte ich nur kurz und fahre über die L39 schließlich zurück ins Drautal. Bevor ich mich jedoch zurück auf den Weg nach Kötschach-Mauthen mache, nehme ich mir noch die Goldeck-Panoramastraße vor, und bin überrascht, dass die Mautstelle nicht besetzt ist - die Schranke steht offen, weit und breit ist niemand zu sehen. Also ab nach oben und dort eine Pause gemacht. Ein Pärchen mit ihren Motorrädern ist genauso überrascht, dass heute keine Maut fällig ist.
Ich muss allerdings sagen, dass ich die Goldeck-Panoramastraße selbst ohne Maut kein zweites Mal mehr fahren werde. Der Zustand der Straße ist ziemlich miserabel und mit dem Panorama ist das so eine Sache - eine richtig gute Aussicht hat man nur ganz oben, auf der Straße selbst fährt man praktisch nur durch Wald. Nein, es war nett, aber hätte ich dafür bezahlt, hätte ich mich geärgert.



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Die drei Stützpunkte "Post-Hotel" in Prutz, "Cristallo" in Levico und die "Gailberghöhe" in Kärnten kann ich uneingeschränkt empfehlen. Saubere, moderne und große Zimmer, reichhaltiges Frühstück, tolle Küche und top Service. Es gibt nur einen kleinen Unterschied, der mehr etwas persönliches sein mag, jeder empfindet das anders: Wenn ich abends nach einem Tourentag nach Prutz oder Levico zurückgekommen bin, bin ich in mein Hotel gekommen - wenn ich zur Gailberghöhe zurückgekommen bin, war es wie nach Hause kommen. Silke und Stephan Buzzi leben ihr Motto "Urlaub bei Freunden" wirklich. Dankeschön, es war wieder schön bei Euch. Das größte Kompliment was ich Euch machen kann ist ein Versprechen: Ich komme wieder!

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