Samstag, 20. August 2022 - Die Vorbereitungen: Da steht sie nun in der Garage und wartet auf ihre erste Alpentour: Meine "Schwarze GamS". Die Maschine ist voll getankt, sauber, hat neue Reifen und ist beladen. Die Ausrüstung und Bekleidung ist gecheckt und gesäubert. Das Sena ist geladen und aktualisiert, die Routen sind im Navigator und als Backup auf dem Laptop im Topcase.
 
Morgen früh geht's los - mit Bergen hat das zunächst noch nichts zu tun. Das erste Ziel ist Hamburg-Altona, der Autoreisezug der ÖBB, der mich über Nacht nach Innsbruck bringen soll. Ich liebe diese Art der Anreise, weil ich erstens keine Lust auf 850 Kilometer Autobahn habe und zweitens bereits als Kind gerne mit dem Nachtzug gefahren bin - morgens wach zu werden, und die Berge zu sehen ist einfach schön.
 
Am Montag geht's dann los mit 14 Tagen Alpen. Drei Stützpunkte habe ich bis zum 5. September: Zunächst in Prutz mit Zielen wie dem Stilfser Joch, der Kaunertaler Gletscherstraße oder der Silvretta-Alpenstraße. Dann in Levico im Trentino mit Touren wie der Sella-Ronda, dem Passo San Boldo oder dem Gardasee mit der Brasa-Schlucht. Und zuletzt geht's nach Kärnten mit den Zielen in Slowenien, Vrsic-Sattel und Mangartstraße, den Drei Zinnen, Nockalmstraße oder Malta-Hochalmstraße. Eine Mischung aus altbekannten und neuen Zielen. Zuletzt geht es über den Großglockner zurück nach Innsbruck und mit dem Nachtzug nach Hamburg.

Ick freu mir. Ich werde hier ein Tourenbuch führen und versuchen abends über den jeweiligen Tourentag zu berichten - wenn es mal spät wird, dann kann dieser Tourenbericht vielleicht auch mal mit einem Tag Verspätung kommen.

Ich fahre übrigens alleine - aus Überzeugung. Die Möglichkeit in einer Gruppe oder mit einem Partner zu fahren, war in den letzten Jahren immer wieder da, aber ich schätze meine Unabhängigkeit. Ich entscheide ob ich locker cruise oder ordentlich am Gashahn drehe, wo und wie lange ich Pause mache, welche Route ich nehme, ob ich den Tag vielleicht verkürze oder gar verlängere - ich muss niemanden fragen oder auf niemanden warten. Der einzige Mensch den ich mir da neben mir vorstellen kann, ist meine Frau - die konnte ich leider noch nicht davon überzeugen wieder aufs Motorrad zu steigen. Sie unterstützt mich von zu Hause aus, gönnt mir meine Zeit, obwohl sie sich natürlich Sorgen macht, und hält mir den Rücken frei - Dankeschön dafür.

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Sonntag, 21. August 2022 - Die Anreise: Jetzt steht die Schwarze GamS auf dem Autozug, ist sicher verzurrt und freut sich genauso wie ihr Fahrer auf die Alpen. Über Nacht geht's jetzt Richtung Innsbruck, wo morgen der erste Tourentag wartet. Wenn der Zug pünktlich ist geht's zunächst über Garmisch Richtung Ettal und Plansee, weiter übers Hahntennjoch nach Imst, um dann schließlich über die Piller Höhe nach Prutz zu fahren.

Die heutige Tour hat lediglich ihren Zweck erfüllt. Viel Bundesstraßen, zwei kurze Autobahnpassagen, ein paar Landstraßen. So ging es über Hengelo, Nordhorn, Cloppenburg, Rotenburg/Wümme und Buchholz in der Nordheide nach Hamburg. Zwei größere Baustellen auf der B75 haben mich zu zwei Unwegen gezwungen. Gott sei Dank hatte ich mir einen großzügigen Zeitpuffer eingebaut.

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Montag, 22. August 2022 - 1. Etappe: Ein Lob an die ÖBB. Auf die Minute pünktlich um 09:14 rollte der Nightjet in den Innsbrucker Bahnhof, eine halbe Stunde später war die GS abgeladen, ohne Schäden.
 
Um kurz nach 10 bin ich losgerollt. Schnell raus aus der Stadt, die Bundesstraße Richtung Seefeld, durch den Ort und dann runter von der B177. Die Buchener Höhe bot erste Kehren und Steigungen. Oberhalb der Leutaschklamm gings nach Mittenwald, wo es ein spätes zweites Frühstück statt Mittagessen gab.
 
Über Garmisch ging es Richtung Ettal und dann über den Ammersattel zum Plansee - diese Strecke ist toll zu fahren, zwar keine herausfordernden Kehren, aber wunderschön geschwungene Kurven. Der Plansee selbst ist landschaftlich ein Traum.

Durch Berwang ging es hinein ins Namlostal mit einer Premiere: 2020 und 21 Regen, heute durfte ich diese tolle Strecke endlich bei gutem Wetter fahren - ein Genuss. Nach dem Lechtal wartete das Hahntennjoch, dass ich immer wieder gerne fahre. Für die GS war es erste Pass - man fragt sich, was zuerst da war: Die GS oder die Alpen - jedenfalls ist dieses Motorrad hier in seinem Element.

 

In Imst noch ein paar Liter getankt und dann bot die Piller Höhe noch einmal richtig Fahrspaß. Nach fast 229 Kilometern habe ich die GamS in der Garage des Hotel Post in Prutz abgestellt. Hier bleibe ich jetzt bis Samstag und fahre verschiedene Etappen. Für morgen habe ich die Kaunertaler und Ötztaler Gletscherstraße geplant.

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Dienstag, 23.August 2022 - 2. Etappe: Wow, so darf es ruhig weitergehen. Ein toller zweiter Tourentag. Nach dem Motto "Der frühe..." - ihr wisst schon. Ich wollte allerdings keinen Wurm fangen, sondern die leere Kaunertaler Gletscherstraße genießen - und das ist mir gelungen.
Um kurz vor acht los, eine halbe Stunde später an der Mautstelle und dann rein ins Vergnügen. Eine tolle Straße mit klasse Kehren, knackigen Anstiegen inmitten einer fantastischen Bergwelt. Ein Motorrad und nur eine Handvoll Autos waren um diese Zeit unterwegs. Als ich wieder talwärts gefahren bin, kamen mir Scharen von Bikern und Autos entgegen - alles richtig gemacht. Gut übrigens das ich morgens ein langes Shirt getragen habe - sieben Grad waren es auf dem Weg nach oben.
 
Über die Piller Höhe ging es nach Imst, weiter über den Holzleitensattel nach Haiming und dann den Haimingerberg hoch nach Ochsengarten - diese Strecke macht echt Spaß. Genauso viel Spaß macht auch die Abfahrt nach Ötz.

Durch das Ötztal ging es nach Sölden, und dann hoch auf die Ötztaler Gletscherstraße - nicht so spektakulär wie die Kaunertaler Gletscherstraße, aber allemal lohnenswert ob der sagenhaften Hochgebirgswelt am höchsten Straßenpunkt Europas beim Tiefenbachferner.

Nach der Rückkehr ins Tal habe ich einen Kaffee in Längenfeld getrunken, und bin dann dem Tipp meines Zimmervermieters gefolgt, und ins Sulztal bis Gries gefahren. Wow, 13 tolle Kehren auf nur wenigen Kilometern - der Abstecher war es echt wert gefahren zu werden. Dankeschön für den Tipp, den ich gerne weitergebe.
 
Über Imst und die Piller Höhe ging es zurück nach Prutz, wo die GamS mit 310 Kilometern mehr als heute Morgen vollgetankt und mit sauberer Scheibe in der Hotelgarage steht. Für morgen steht das Stilfser Joch auf dem Plan. Das Wetter soll mitspielen - Bikerherz was will ich mehr.

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Mittwoch, 24. August 2022 - 3. Etappe: Diesen Tag muss ich erstmal sacken lassen. Meine Premiere am Stilfser Joch. Ich gestehe, dass ich eine gewisse Unruhe verspürt habe - als Spätberufener habe ich mich bislang an den Stelvio nicht rangetraut. Jetzt klebt der Aufkleber des Stilfser Joch am Topcase der GS, und ich war wirklich ein wenig stolz als ich oben war.
 
Ganz früh, um 7:30 Uhr bin ich in Prutz aufgebrochen, hab natürlich das obligatorische Foto am Reschensee geschossen und war schließlich um kurz vor neun in Prad am Einstieg zum Stilfser Joch. Eine optimale Zeit,

der Fahrradverkehr beschränkte sich auf das erste Viertel, danach war flüssiges Fahren möglich, zudem sich auch der Autoverkehr in Grenzen hielt. Um 09:30 Uhr habe ich die GamS an der Passhöhe auf den Ständer gestellt, vollgepumpt mit Adrenalin, aber happy.

Nach einem Espresso und Croissant, und einer netten Unterhaltung mit einem Schweizer Kollegen ging es auf den Abstieg Richtung, aber nicht bis Bormio, denn vorher ging es hoch zum Passo Torri de Fraele - wow, diese Sackgasse lohnt sich. Fahrtechnisch ein Vergnügen, dank toller Kehren, aber vor allem landschaftlich atemberaubend. Das war klasse. Auf der Passhöhe habe ich das Lunchpaket rausgeholt und die Aussicht genossen.
 
Nach der Talfahrt folgte der Aufstieg zum Passo Foscagno und direkt dem Passo Eira. In der zollfreien Zone Livigno gab's Futter für die GS zum Preis von 1,49 - da kann man nicht meckern. Ein

paar Kilometer weiter am Lago die Livigno folgte Lunchtime Teil 2.

Die Fahrt durchs Val Müstair war landschaftlich schön, aber zum Fahren eher langweilig. Die Norbertshöhe bot dafür nochmal ein paar nette Kehren. Nach einem Eis und Espresso in Nauders war Ausrollen bis Prutz angesagt. Hier habe ich die Triple Black nach 270 Kilometern abgestellt und genieße jetzt den Abend.

Morgen geht’s über den Flüelapass, Albulapass, Ofenpass und Umbrailpass wieder aufs Stilfser Joch und dann runter nach Prad und über den Reschenpass zurück.

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Donnerstag, 25. August 2022 - 4. Etappe: Zum zweiten Mal am Stilfser Joch, aber dieses Mal ganz anders. Nicht so emotional wie gestern, aber ein weiterer toller Tourentag, der um 7:45 am Post-Hotel in Prutz begann.
Nach einer ruhigen Fahrt durchs Val Müstair war ich um neun Uhr auf dem Flüelapass, und habe die himmlische Ruhe um diese Zeit genossen. Nach der Abfahrt habe ich Davos schnell durchfahren - diese Stadt ist nicht meine. Durch Alvaneu ging es Richtung Albulapass, den ich nach einer Kaffeepause in Bergün erklommen habe.
 
Durch Zernez ging es auf den Ofenpass. Bei der anschließenden Fahrt durchs Tal habe ich die Abfahrt zum Umbrailpass verpasst - eigene Schuld, das Schild übersehen und erst bemerkt als ich zehn Kilometer weiter an der Grenze nach Italien stand. Also umgedreht, die Abfahrt entdeckt und hoch zum Umbrail - der Pass hat richtig Spaß gemacht.

Ein paar Minuten später stand ich wieder am Stelvio, wo ich nur kurz Pause gemacht habe, weil mir der Rummel echt zuviel war. Also wieder ab in den Sattel und die 48 Kehren nach unten genommen. Irgendwo auf der Abfahrt ins Tal habe ich den Tacho auf 10.000 Kilometer gedreht - nicht schlecht seit dem 14. März, ich habe jeden Kilometer genossen bislang.

In Gluns gab's noch ein Eis, ehe es am Reschensee vorbei zurück Richtung Prutz ging, wo ich die GamS mit 340 Kilometern mehr als heute Morgen auf den Ständer gestellt habe. Schnell noch Scheibe und Visier gereinigt, und dann Feierabend gemacht.
 
Morgen geht’s in eine andere Richtung: Die Silvretta-Alpenstraße, Furkajoch und Flexenpass stehen auf dem Plan. Der letzte Tourentag von Prutz aus, ehe es Samstag weiter ins Trentino geht.

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Freitag, 26. August 2022 - 5. Etappe: Ein Tag zum Entspannen, genau richtig nach den beiden letzten anstrengenden Tagen. Passagen mit einigen Kilometern entspanntem dahingleiten wechselten mit schönen Kehren und Kurven genau richtig ab.
 
Von Prutz ging es heute Morgen zunächst nach Landeck, in diese Richtung ist die Landesstraße frei. Nachdem ich aus der Stadt heraus war ging es auf die Silvrettastraße. Hinter Galtür bin ich zunächst auf die Zeinisjochstraße zum Stausee Kop - toll, um neun Uhr stand ich ganz alleine dort oben.

Weiter ging es hoch zur Bieler Höhe und dann die tollen Kehren runter ins Montafon - jetzt war ich richtig wach. Nach einem Kaffee in Schruns ging es über Bartholomä nach Bludenz und dann nach Rankweil. Dieses Stück bin ich allerdings nicht durchs Tal sondern Dank kurviger. de und Basecamp auf der L73 hoch über dem Tal über Dünserberg und Übersaxen. Das hat echt Spaß gemacht.

 

Hinter Rankweil ging es hoch zum Furkajoch, nach einer Trinkpause runter ins Tal und direkt wieder hoch auf den Hochtannbergpass. Über Lech ging es hoch zum Flexenpass,

der zum Fahren unspektakulär ist, aber landschaftlich wunderschön. Dort habe ich eine weitere Pause eingelegt.
 
Über den Arlbergpass ging es schließlich zurück nach Landeck. Weil ich Zeit hatte und nicht den langweiligen und Mautpflichtigen Weg durch den Tunnel nehmen wollte, bin ich noch weiter nach Imst und von dort über die Piller Höhe nach Prutz.
 
Hier steht die GamS jetzt mit etwas mehr als 300 Kilometern mehr auf der Uhr in der Garage und wartet auf die morgige

Verlegung nach Levico. Leider sind für die nächsten Tage immer wieder Gewitter im Angebot - hoffen wir mal, dass es mich nicht oder nicht so oft und heftig trifft. Und wenn, dann kommt eben das Regenzeug zum Einsatz - dafür habe ich es schließlich im Topcase.

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Samstag, 27. August 2022 - 6. Etappe: Der heutige Tag ist schnell erzählt: Halbzeit 1 hui - Halbzeit 2 pfui. Der Vormittag bot zwei echte Highlights, der Nachmittag versank im Regen. Der Reihe nach.
 
Nach dem Frühstück im Post-Hotel Prutz ausgecheckt (Danke, es war wieder schön bei Euch) und ab auf die vollgepackte GS. Zum warm werden ging es auf die Piller Höhe, runter nach Imst und ab Richtung Ötztal. Gerade rechtzeitig, weil immer mehr Radfahrer die Straße für sich beanspruchten - morgen findet der Ötztaler Radmarathon statt.

Hoch ging es Richtung Timmelsjoch, weiter unten noch in den Wolken, war es oben schön frei - über den Wolken ist die Freiheit eben grenzenlos. Um halb zehn stand ich oben an der Passhöhe, zwischendurch kam sogar die Sonne durch. Nach den obligatorischen Fotos ging es talwärts nach St. Leonhard im Passeier und direkt hoch auf den Jaufenpass - der hat richtig Spaß gemacht. Im vergangenen Jahr war ich den Jaufenpass umgekehrt gefahren - so wie heute gefällt er mir besser.

Auf der Passhöhe ein Brötchen und einen Kaffee und weiter ging's - Richtung Sterzing und Richtung Regen. Der erwischte mich beim Anstieg zum Penser Joch und begleitete mich mal mehr und mal weniger bis Bozen. Nach der wochenlangen Trockenheit waren die Straßen ziemlich rutschig, der Weg ins Tal war kein Vergnügen.

In Bozen getankt, was gegessen und dann entschieden die ursprünglich geplante Route durch die Berge, u. a. über das Lavazejoch und den Passo del Compet, fallen zu lassen und stattdessen direkt über die Bundesstraße (SS12) Richtung Trento zu fahren. Eine richtige Entscheidung, denn es regnete sich mehr und mehr ein.
 
Jetzt steht die Schwarze GamS in der Hotelgarage in Levico, die Sachen trocknen, und der Himmel reißt langsam wieder auf. Morgen soll es zunächst schön werden, zum Nachmittag sind Gewitter möglich. So halte ich zunächst an meinem Plan fest und fahre Richtung Gardasee.

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Sonntag, 28. August 2022 - 7. Etappe: Frei nach Werner Hansch: "Ein geiler Tag". Jeden Kilometer und jede Minute habe ich genossen. Ich habe unglaubliche Landschaften entdeckt und Straßen, bei denen mir jetzt noch ein Schauer über den Rücken läuft.
 
Nach dem Frühstück ging es gleich richtig los. Die Reifen waren noch nicht richtig warm, da habe ich die GS die Kaiserjägerstraße hochgescheucht. Es gibt so Straßen die verschaffen einem ein Kribbeln - die Mangartstraße ist bei mir so eine, und jetzt auch die Kaiserjägerstraße. Hammer, was sind das für enge Kehren.
Über kleine, zum Teil unglaublich schmale Straßen ging es Richtung Riva del Garda - bei der Abfahrt vom Passo Santa Barbara wurde ich von einer sehr freundlichen Polizistin gestoppt. Warum? Ein Radrennen - shit. Nur 10 Minuten meinte die freundliche junge Dame - 45 wurden es .
 
Hinter Riva del Garda wartete dann der Hauptgrund, warum ich zum Gardasee wollte: Die Straße durch die Brasa-Schlucht - ich hatte Tüttefell, wie wir am Niederrhein sagen. Was für eine tolle Fahrt.
Aber es hörte nicht auf mit den tollen Sträßchen, Kurven und Kehren: Durch Tremosine sul Garda, vorbei am Lago de Valvestino und am Lago de Idro bis schließlich zum Lago di Ledro - unfassbar viele, schöne und enge Kurven. Das hat echt Spaß gemacht, und der Lago di Ledro ist ein echtes Paradies.
 
Nach einer Pause ging es steil runter zurück nach Riva del Garda und schließlich vorbei am Castel Madruzo zurück nach Levico Terme, wo ich die GamS nach knapp über 300 Kilometern in der Garage geparkt habe.
 
Morgen habe ich u. a. den Passo di San Boldo und den Monte Grappa geplant. Die Kaiserjägerstraße geht dann dieses Mal in die andere Richtung als krönender Abschluss des Tages.

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Montag, 29. August 2022 - 8. Etappe: Und wieder ein toller Tourentag mit unglaublichen Straßen, Kurven, Kehren und Pässen. Links und rechts wunderschöne, beeindruckende Landschaften und die Menschen in diesem Land muss man einfach mögen.
Pünktlich um viertel vor acht lief der Boxer, über eine Bundesstraße ging es ca. 20 Kilometer raus, und dann ab in die Berge. Auf kleinsten Straßen mit herrlichen Kurven und Anstiegen ging es auf den Passo della Forcella und den Passo Croce d' Aune.
 
Nach einem Tankstopp in Feltre war der Passo San Boldo das nächste Ziel. Angefahren von Norden war die Enttäuschung natürlich groß - was bitte ist denn an diesem Pass so besonders, war mein Gedanke. Aber dann ging es die Südrampe runter, und ich habe das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Die engen Kehren in den Tunneln machen einfach Spaß - und weil ich gut in der Zeit war, und der Pass nicht sehr lang, habe ich nach der letzten Kehre gleich gewendet und mir die Südrampe gleich auch im Anstieg gegeben. Der Pass macht echt Spaß (Das Bild hat mir freundlicherweise Ulrike Berchtold aus der Facebook-Gruppe "Pässe u. Touren f. motorisierte BikerInnen" zur Verfügung gestellt).
Dann überraschte mich der Passo Praderadego mit tollen Kehren und einer ganz engen Straße. Toll. Wieder im Tal habe ich in Lentiai was gegessen und getrunken, bin super nett bedient und unterhalten worden und dann weiter Richtung Monte Grappa. Der Weg hat Spaß gemacht bis er abrupt wegen eines Felssturzes endete. Ausweichen ist auf Gebirgsstraßen selten möglich, also blieb nur drehen und über 20 Kilometer zurückfahren.
 
Im Tal neu geplant und zunächst nach Carpane gefahren. Dort einen Espresso und ein Croissant, nett unterhalten mit einem Kollegen aus Hamburg und wieder ab in die Berge. Auf der SP73 hoch nach Foza - wie der Berg heißt weiß ich nicht, aber die rund 20 Kehren nach oben sind es echt wert gefahren zu werden.
In Asiago musste ich leider dann doch noch das Regenzeug anziehen. Zwar waren es nur gute 20 Minuten, aber die fiel es gut aus dem Himmel. Über die Kaiserjägerstraße ging es schließlich wieder bei Sonnenschein zurück nach Levico. Mit knapp 300 Kilometern mehr als heute Morgen steht die BMW jetzt in der Garage.
 
Der derzeitige Plan für morgen ist die Ostseite des Gardasee mit der Monte Baldo-Höhenstraße.

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Dienstag, 30. August 2022 - 9. Etappe: Wenn man am Ende eines Tages sagen darf "Danke dafür, dass ich diesen Tag gehabt habe" dann ist damit doch alles gesagt. Es war ein verdammt guter Tag, mit Eindrücken von denen ich noch lange, lange zehren werde.

Geweckt worden war ich heute Morgen nicht durch den Wecker, sondern vom Donner. Gewitter und Regen, Strich durch die Tagesplanung. Wetter-App gecheckt, Frühstück eine Stunde später, Aufbruch gegen neun Uhr. Der Plan Gardasee mit Monte Baldo wäre da mit gut 350 Kilometern zu ambitioniert. Zudem die Vorhersage für die Gebiete südlich von Levico auch deutlich riskanter war. Also umgeplant.

Um neun Uhr lief der Boxer, das erste Etappenziel war der Manghen-Pass. Wow, ein wirklich schöner Pass. Eine tolle enge Straße, schön zu fahren und landschaftlich herrlich. Pause auf der Passhöhe, runter ins Tal und ab auf die "Strada Statale Dolomiti". Da konnte ich Tempo machen und war zügig in Canazei, wo das Vergnügen begann: Die Sella-Ronda. Als Genussfahrer genieße ich nicht nur das Fahren, sondern auch diese fantastische Landschaft - und da ist die Sella-Ronda ein Traum. Ich fahre sie gerne, und werde sie mit Sicherheit wieder fahren.

Flüssig ging es von Pass zu Pass: Pordoijoch, Passo Campolongo, Grödnerjoch und Sellajoch - immer mit kurzen Fotostopps, nach denen ich mich kaum losreißen konnte, angesichts dieser wunderschönen Panoramen. Irgendwann dann aber doch auf die Strada Statale Dolomiti zurück nach Süden, die letzten 40 Kilometer nochmal in die Berge und den Passo Redebus mitgenommen.

Nach knapp 265 Kilometern steht die GamS jetzt in der Tiefgarage. Morgen breche ich meine Zelte hier ab und verlege nach Kärnten, Kötschach-Mauthen, auf die Gailberghöhe. Ich freue mich auf die Gastfreundschaft der Familie Buzzi und auf tolle Touren im Dreiländereck Österreich, Italien, Slowenien.

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Mittwoch, 31. August 2022 - 10. Etappe: Wie sagt meine Frau immer: "Wenn Engel reisen." Was waren das für Wetterprognosen gestern, für meine Tour von Levico nach Kärnten. Alles sah danach aus, als müsse ich heute den ganzen Tag das Regenzeug tragen - es blieb im Topcase. Ein kurzer Schauer im Defereggental, und ansonsten ein netter Sonne-Wolken-Mix. Perfekt.

Wegen der Prognose habe ich jedoch meine Route angepasst und bin so die ersten gut zwei Stunden den Straßen von gestern gefolgt. Nach dem Frühstück und dem auschecken im Hotel ging es gegen 8:40 Uhr  los Richtung Manghen-Pass. Um diese Zeit war ich fast alleine unterwegs und stand um halb zehn auf der Passhöhe.

Ein paar Fotos später ging es wieder talwärts und auf der Strada Statale delle Dolomiti Richtung Sella-Massiv. In Canazei gab es einen Espresso und dann ging's hoch aufs Sellajoch und anschließend auf das Grödnerjoch. Es kam mir vor, als sei ich erst gestern dagewesen 😉.

Runter ins Tal, an einem Supermarkt kurz Verpflegung gekauft und hoch auf den Furkelpass. Oben wollte ich eigentlich eine Pause machen, aber dann habe ich mein Navi gecheckt und festgestellt, dass ich, wenn ich durchfahre, die Ampel zum Staller Sattel vor 14:45 Uhr erwische. Also weiter, pünktlich an der Ampel und zusammen mit vier weiteren Bikes vor den Autos hoch. Das hat Spaß gemacht - der Staller Sattel und ich hatten noch eine Rechnung offen, nachdem ich ihn im vergangenen Jahr in einem fürchterlichen Gewitter fahren musste.

Oben auf der Passhöhe dann eine ausgiebige Pause und gut gestärkt durch das Defereggental, wo mich der Schauer des Tages erwischt hat - so kurz und leicht, dass ich das Regenzeug im Topcase gelassen habe. Der Rest war Gas geben auf der Bundesstraße, fluchen über den Berufsverkehr in Lienz und schließlich Grinsen über die Kehren zum Gailbergsattel hoch.

Hier steht die Schwarze GamS jetzt in der Buzzi-Garage. Die Gailberghöhe, das ist für mich wie nach Hause kommen. Hier wirst Du als guter Freund begrüßt, hier fühlt man sich vom ersten Moment an wohl, hier freue ich mich auf die nächsten Tage.

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Donnerstag, 1. September 2022 - 11. Etappe: Im vergangenen Jahr hatte ich die heutige Tour in etwas anderer Form schon einmal gefahren. Damals nannte ich sie eine Kurvenorgie. Das kann so stehenbleiben, allerdings möchte ich noch hinzufügen: Es müssen nicht immer die großen Namen sein - vielmehr bieten oftmals die kleinen Pässe den großen Fahrspaß, vor allem wenn sie so leer sind wie heute.
Nach dem Frühstück ging es um viertel vor acht los auf der Gailberghöhe. Den Sattel runter Richtung Kötschach-Mauthen, auf die Bundes- statt auf die parallele Landesstraße Richtung Hermagor (es war ohnehin noch sehr diesig und nieselte leicht) und dann in Tröpolach ab aufs Nassfeld. Zwischendrin sah man kaum 20 Meter weit, aber Richtung Passhöhe riss es auf und auf der italienischen Seite setzte sich die Sonne immer besser durch.
 
Kaum im Tal ging es gleich wieder hoch auf den Sella Cereschiatis. Durch den Naturpark Val Alba (Riserva Naturale Val Alba) ging es auf die Sella Chianzutan. Toll ist hier vor allem die Abfahrt entlang einer fantastischen Schlucht auf einer ganz engen Straße. Die Auffahrt nach Pradis die Sopra war abenteuerlich - da müssen mir die Programmierer von kurviger. de mal erklären, wie sie den Begriff befestigte Straße definieren - diese hat irgendwann vor ein paar Jahrzehnten mal Asphalt gesehen, seither hat sich aber niemand mehr drum gekümmert . Sei es drum - wofür fährt man eine GS.

Danach folgte der Mittelpunkt der Tour, der Passo Rest. Ein toller Pass, dessen Kehren auf der Südseite dem Stilfser Joch in nichts nachstehen - aber weil es eben nicht der große Name ist, hatte ich ihn fast für mich alleine. Wow, der hat Spaß gemacht. Runter ins Tal, in Ampezzo getankt und Regenzeug angezogen, und dann leider im Regen auf den Passo Pura. Hinter der Passhöhe hörte es bald wieder auf, um nach einer Pause am Lago di Sauris zeitweise wieder anzufangen.

Der Sella di Rioda ist auch so ein Kandidat den kaum einer kennt, der aber hervorragende Kehren bietet. Nach der Talfahrt in Prate Carnico das Regenzeug wieder ausgezogen und dann die beiden letzten Highlights des Tages: Zunächst die Westrampe des Monte Zoncolan - wow, ist der steil und eng. Das macht wirklich Spaß, die Talfahrt auf der Ostseite dagegen bietet kaum nennenswerten Fahrspaß.
 
Über den Plöckenpass ging es schließlich wieder zurück nach Kärnten. Der Anstieg auf der italienischen Seite bietet schon jede Menge Spaß, unter anderem durch die engen Tunnelkehren - die Abfahrt nach Österreich dagegen ist eine katastrophale Schlaglochpiste.

Hinter Kötschach-Mauthen noch den Gailberg hoch und die GamS in der Buzzi-Garage abgestellt. Für morgen steht Slowenien auf dem Programm: Der Vrsic-Sattel, das Soca-Tal und natürlich die Mangartstraße. Alles bekannt, aber immer wieder schön - ich freu mich drauf.

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Freitag, 2. September 2022 - 12. Etappe: Ein Genießertag für mich, mit Zeit für ausgedehnte Pausen, tollen Straßen und Pässen die ich liebe und allerbestem Motorradwetter.
 
Nach dem Frühstück die GamS aus der Buzzi-Garage geholt, und den Gailbergsattel über die Nordrampe Richtung Drautal heruntergefahren. Ein kurzes Stück Bundesstraße, dann runter auf die parallel verlaufende L3.
Schließlich dann über den Kreuzbergsattel rüber ins Gailtal Richtung Villach und hoch auf den Wurzenpaß. Mit dem Grenzübertritt nach Slowenien auf der Passhöhe war das fünfte Land meiner Reise erreicht. Runter vom Pass, der Blick geht schon auf die gewaltigen Berge des Triglav-Nationalparks. Hinter Kranjska Gora am Jasna-See habe ich erstmal einen Espresso in der Morgen-Sonne genossen.
 
So gestärkt ging es hoch auf den Vrsic-Sattel - ich liebe diesen Pass, genau in diese Richtung, wegen seiner Kopfsteinpflaster-Kehren auf der Nordrampe. Die Südrampe ist wesentlich besser ausgebaut, aber auch mit schönen Kehren ausgestattet.
Der Vrsic geht direkt runter in das Soca-Tal, dass für mich zu den schönsten Gebirgstälern gehört, die ich kenne. Die Straße hat keine spektakulären Kehren, aber schöne Kurven, die sich schön fahren lassen. Lohnenswert ist der kurze Abstecher ins Lepena-Tal und die Pause direkt nach dem Abzweig am Ufer der Soca.
 
Durch Bovec geht es schließlich Richtung Predilpass, der aber noch warten muss, weil zuerst die Mangartstraße dran ist. An der Mautstelle muss man warten bis genügend Fahrzeuge wieder runtergekommen sind - ich musste etwa 15 Minuten stehen. Die Zufahrt zur Schleife ist jetzt endgültig dicht und auch nicht mehr passierbar - statt bis zur Sperre bin ich ca. 200 Meter vorher links hoch zur Hütte und habe dort Pause gemacht.
 
Nach der Talfahrt geht es direkt über den Predilpass zurück nach Italien und am Lago de Predil dann links auf den Sella Nevea. In Chiusaforte geht es durch das Kanaltal, hinter Pontebba schließlich hoch aufs Nassfeld, wo ich meine letzte Pause gemacht habe. Die Südrampe des Nassfeldpass ist schon abenteuerlich ob ihres Straßenzustandes .
Runter vom Nassfeld und dann bei diesem schönen Wetter nicht über die Bundesstraße, sondern über die parallel verlaufende Landesstraße zurück nach Kötschach-Mauthen und nach einem Tankstopp hoch auf die Gailberghöhe, wo die GS jetzt mit rund 280 Kilometern mehr als heute Morgen in der Garage steht.
 
Für morgen sind wieder Dolomiten geplant: Pustertaler Höhenstraße, Drei-Zinnen-Straße und Passo Giau. Ausser der Pustertaler Höhenstraße alles Erst-Befahrungen für mich. Ich freu mich und lass mich überraschen.

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Samstag, 3. September 2022 - 13. Etappe: Ein toller Tourentag, bis der große Regen kam. So kann man die heutige 13. Etappe zusammenfassen.
 
Der Tag begann wirklich schön. Nach dem Frühstück vom Gailbergsattel runter nach Oberdrauburg, auf die Bundesstraße nach Lienz, ab ins Pustertal und dann begann das Vergnügen. Die Pustertaler Höhenstraße bot früh am Morgen tolle Kurven und Panoramen. Genau richtig um Appetit auf mehr zu bekommen.

Zurück im Tal ging es über die Grenze, bei einem Fotostopp in Innichen ein nettes Gespräch mit einem Carabinieri und weiter ging es nach Toblach. Hinter Toblach hoch Richtung Misurina, und kurz vor der Passhöhe links auf die Zinnenstraße - aber dank eines Tipps hier bei Facebook nur bis zum Lago Antorno: 22 Euro Maut (!!!) gespart und stattdessen zwei Euro für einen Espresso und bei strahlendem Sonnenschein die berühmten Drei Zinnen bewundert. Danke für den guten Tipp.

Über den Misurina ging es hoch auf den Passo Tre Croci, runter nach Cortina d'Ampezzo und dann hoch auf denn Passo Giau. Gestern kommentierte hier bei Facebook jemand "du wirst ihn lieben" - ich korrigiere in "du MUSST ihn lieben". Ein toller Pass: Toll zu fahren und das Panorama oben auf der Passhöhe ein Traum. Dieser Pass hat Suchpotential, und ich werde ihn garantiert wieder fahren, irgendwann, vielleicht nächstes Jahr.

Oben ein nettes Gespräch mit einem Pärchen (Kennzeichen 'WUN') gehabt. Sie hat sich regelrecht entschuldigt dafür, weil sie meinte mich aufgehalten zu haben, weil sie sehr vorsichtig hoch auf den Giau gefahren ist.

Nein, sie hat mich nicht aufgehalten. Ich hätte überholen können, wollte aber nicht, weil auch ich den Pass nicht kannte, und zunächst vor jedem neuen Pass gehörigen Respekt habe. Genau das habe ich ihr gesagt, und darüber hat sie sich gefreut. Wer schneller ist, darf gerne überholen - ich fahre so, dass ich mich sicher und wohl fühle dabei. Und das hat die nette Kollegin vernünftigerweise auch getan - die Linke zum Gruß.

Es folgten zwei kleinere, eher unbekannte Pässe. Der Passo Staulanza spielt keine große Rolle, aber der Passo Cibiana gehört zu der Kategorie "Klein, aber fein". Der Anstieg von Südwesten bot tolle Kehren, die Talfahrt nach Nordosten tolle Panoramen.
 
Nach einer Pause in Cadore ging es hoch auf den Passo San Antonio, der auch einige lohnenswerte Kehren bietet. Bei der Abfahrt war dann schon zu sehen, dass da was kommt. Also das Regenzeug an und im strömenden Regen hoch zum Kreuzbergsattel. Schade, genießen konnte man diesen Übergang nicht. Bei der Abfahrt hörte es wieder auf zu regnen, aber das dicke Ende kam noch.

Hinter Innichen eine falsche Entscheidung gefällt und durch das Lesachtal Richtung Kötschach-Mauthen gefahren. Oh man, diese Straße verdient so schon den Namen "Straße" nicht, im nun immer stärker werdenden Regen waren diese gut 40 Kilometer nicht Vergnügungssteuerpflichtig - die 20 Minuten die ich an einer Baustellenampel in Maria Luggau warten musste, fielen da kaum noch ins Gewicht.

Jetzt steht die GamS wieder in der Garage auf der Gailberghöhe, die Sachen trocknen und gleich gibt es lecker Abendessen. Da bleibt von diesem Tag vor allem eines: Die Dankbarkeit dafür, dass ich den Passo Giau kennenlernen durfte und einen weiteren Tag Un- und Umfallfrei gefahren bin.

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Sonntag, 4. September 2022 - 14. Etappe: Ein ruhiger, entspannter Tag zum Abschluss dieser Tour - fast zum Abschluss, denn morgen steht ja noch die Verlegung nach Innsbruck zum Autozug auf dem Programm.
 
Heute morgen bin ich nach dem Frühstück runter ins Drautal, ein bisschen Gas geben auf der Bundesstraße und dann bei Karlsdorf Richtung Norden nach Gmünd, wo es ins Maltatal reingeht. Gute 10 Kilometer später stehe ich an der Mautstelle, gebe brav meinen Obolus und ab geht's hoch zur Kölbreinsperre. An der Ampel habe ich Glück, sie zeigt grün, also weiter nach oben. Um kurz nach neun stehe ich oben an der Staumauer, als einziges Motorrad und vielleicht ein Dutzend Autos - herrlich diese Ruhe.

Nach den obligatorischen Fotos geht's wieder ins Tal zurück - dieses Mal warte ich knappe zehn Minuten bei Rot, und steuer von Gmünd schließlich wieder Richtung Norden. In Kremsbrücke geht's Richtung Innerkrems bis ich schließlich an der nächsten Mautstelle stehe - die Nockalmstraße wartet. Ich mag diese Straße, schöne Kurven und Kehren und eine wunderschöne Landschaft. Diese Maut ist gut angelegt.

Über die Ebene Reichenau verlasse ich die Nockalmstraße und nehme Kurs Millstätter See. In Döbriach halte ich nur kurz und fahre über die L39 schließlich zurück ins Drautal. Bevor ich mich jedoch zurück auf den Weg nach Kötschach-Mauthen mache, nehme ich mir noch die Goldeck-Panoramastraße vor, und bin überrascht, dass die Mautstelle nicht besetzt ist - die Schranke steht offen, weit und breit ist niemand zu sehen. Also ab nach oben und dort eine Pause gemacht. Ein Pärchen mit ihren Motorrädern ist genauso überrascht, dass heute keine Maut fällig ist.

Ich muss allerdings sagen, dass ich die Goldeck-Panoramastraße selbst ohne Maut kein zweites Mal mehr fahren werde. Der Zustand der Straße ist ziemlich miserabel und mit dem Panorama ist das so eine Sache - eine richtig gute Aussicht hat man nur ganz oben, auf der Straße selbst fährt man praktisch nur durch Wald. Nein, es war nett, aber hätte ich dafür bezahlt, hätte ich mich geärgert.

Über die Windischer Höhe ging es schließlich zurück ins Gailtal, ein Stück die Bundesstraße und dann auf der parallel verlaufenden Landesstraße bis nach Kötschach-Mauthen. Nur noch den Anstieg zur Gailberghöhe und die BMW steht wieder sicher in der Buzzi-Garage.
 
Morgen geht’s über den Großglockner und den Gerlos ins Zillertal und schließlich nach Innsbruck. Ob ich die Zillertaler-Höhenstraße noch mitnehme hängt von der Zeit ab. Gegen 19 Uhr wird die GamS dann auf den Nightjet verladen und reist mit mir gemeinsam über Nacht nach Hamburg.

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Montag, 5. September 2022 - 15. Etappe: Was für ein herrlich entspanntes Ende dieser fantastischen Motorradtour - auf einer Bank am Achensee schreibe ich diese ersten Zeilen, bevor ich die letzten Kilometer nach Innsbruck fahre. Zuvor aber gab es noch ein zwei echte Highlights.
 
Nach dem Frühstück habe ich mich von der Gailberghöhe verabschiedet und bin mit der wieder voll beladenen GS runter ins Drautal, ein paar Kilometer Richtung Lienz und dann auf die B107 - besser bekannt als Großglockner-Hochalpenstraße. Sie mag zu gut ausgebaut sein um richtigen Fahrspaß zu vermitteln - eine Traumstraße ist sie dennoch, ob ihres überwältigenden Panoramas. Für mich ein Muss, wenn ich in der Nähe bin. Klar, dass ich Stopps an der Franz-Josef-Höhe und auf der Edelweißspitze eingelegt habe - letztere bietet dann wenigstens ein wenig Fahrspaß.
Zurück im Tal ging es über Zell am See und Mittersill nach Krimml, wo ich die GamS geparkt habe und den Wasserfällen einen Besuch abgestattet habe. Immer wieder beeindruckend diese Naturgewalt.
 
Über den Gerlos ging es Richtung Zillertal und in Hippach dann steil nach oben auf die Zillertaler-Höhenstraße. Die macht richtig Spaß mit ihren steilen Anstiegen und engen Kehren. Der Fahrbahnzustand fängt allerdings an bedenklich zu werden, an einigen Stellen sackt der Asphalt ganz schön ab - da ist größte Vorsicht geboten.
Da ich gut in der Zeit war, bin ich noch zum Achensee, ein Eis essen in Pertisau. Meine Frau und ich haben unseren Wanderurlaub im Juni hier verbracht. Jetzt steht die GamS also suf dem Autozug nach Hamburg und freut sich ganz sicher auf ein verdientes Schaumbad am Mittwoch .
 
Hinter mir liegen zwei fantastische Wochen in den Alpen mit unvergesslichen Eindrücken, tollen Pässen und Straßen, netten Begegnungen und aufmunternden Kommentaren hier bei Facebook. Diese 15 Etappen werde ich nie vergessen: Ich bin über 4500 Kilometer hier in Österreich, Italien, Deutschland, Schweiz und Slowenien gefahren, über 93000 Höhenmeter, ich habe geschwitzt und gefroren, meist hatte ich ein breites Grinsen im Gesicht, manchmal hatte ich aber auch richtige Sorgenfalten, ich habe ordentlich den Gashahn aufgedreht um dann wieder gemächlich dahin zu gleiten, immer so, dass ich mich gut und sicher gefühlt habe. Wie oft die Linke zum Gruß ging, kann ich nicht zählen - gefühlt eine Millionen Mal.

Die drei Stützpunkte "Post-Hotel" in Prutz, "Cristallo" in Levico und die "Gailberghöhe" in Kärnten kann ich uneingeschränkt empfehlen. Saubere, moderne und große Zimmer, reichhaltiges Frühstück, tolle Küche und top Service. Es gibt nur einen kleinen Unterschied, der mehr etwas persönliches sein mag, jeder empfindet das anders: Wenn ich abends nach einem Tourentag nach Prutz oder Levico zurückgekommen bin, bin ich in mein Hotel gekommen - wenn ich zur Gailberghöhe zurückgekommen bin, war es wie nach Hause kommen. Silke und Stephan Buzzi leben ihr Motto "Urlaub bei Freunden" wirklich. Dankeschön, es war wieder schön bei Euch. Das größte Kompliment was ich Euch machen kann ist ein Versprechen: Ich komme wieder!

Ganz zum Schluß, das ist mir sehr wichtig mein Dank an meine Frau: Wie Du mich von zu Hause aus unterstützt und mir den Rücken gestärkt hast, das ist nicht selbstverständlich und hat mir viel Sicherheit gegeben. Schön zu wissen, diese Rückendeckung zu haben, und schön morgen wieder bei Dir zu sein.
 
Das war es mit der Bergliebe-Tour 2022 - ich melde mich ab, bis 2023, mal schauen wohin es geht.

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